Im Naturzustand werden sämtliche Fließgewässer von unterschiedlichen Baum- und Straucharten abhängig vom jeweiligen Naturraum begleitet. Im Mittelgebirge dominiert die Erle, im Tiefland wachsen diverse Weidenarten.
Durch natürliche Prozesse wie Krankheiten, Alterungsvorgänge, Konkurrenzdruck der Arten, Wind- und Schneebruch, Böschungsrutschungen und -erosionen fällt sog. Totholz (abgestorbene, verholzte Pflanzenteile) als Zweige, Äste und Stämme in die Gewässerbetten, wird bei Hochwasserabflüssen verdriftet, wieder angelandet und stellt somit einen elementaren Bestandteil der natürlichen Gewässerstruktur und -dynamik als Nahrungsquelle und einer Vielzahl der Lebensräume dar.
Ökologische Bedeutung
- Nahrungsquelle
- Lebensraumvielfalt (Kolke, Flachwasser, Steilufer)
- Artenvielfalt, Besiedlungsdichte
Wasserwirtschaftliche Bedeutung
- Strömungsvielfalt (schnell bis langsam fließend bzw. stehend)
- Sedimentrückhalt, Sandbänke, Inseln, Stabilisierung des Gewässerbettes
In Folge der durchgeführten Gewässerbaumaßnahmen und -unterhaltung mit Rodung der Gehölze, Begradigungen, Regelprofilen, Böschungsbefestigungen etc. sind monotone, lebensraumarme Strukturen entstanden.
Der Einbau von Totholz bei Grundvoraussetzungen wie Flächenverfügbarkeiten, hydraulischen Rahmenbedingungen und Sicherung gegen Auftrieb und Verdriftung ist ein zentrales Ziel auf dem Weg zur natürlichen Gewässerentwicklung.
Ausführung der Baumaßnahme, Methodenbeschreibung
Einbringung von Totholz zur Erhöhung des Strukturreichtums
Prinzipdarstellung: Einbringen von Totholz auf Emssohle
Einzelbäume aus dem Maßnahmengebiet mit Stammdurchmessern von bis zu ca. 1,00 m werden mit Baggern umgedrückt, die Wurzelstöcke freigelegt, der gesamte Baum mit Ästen bis zur Einbaustelle transportiert und im Bereich des neuen Emsverlaufes abgelagert.
Jeder Baum wird zur Strömungslenkung mit einem Bagger ausgerichtet.
Hochwasserabflüsse bewirken große Strömungskräfte auf das positionierte Totholz (Auftriebs-, Stoßdruckkräfte). Ein Abtreiben kann aus Gründen des Objektschutzes außerhalb des Maßnahmengebietes nicht zugelassen werden, das Totholz wird daher auftriebssicher mit einem emstypischen Naturstein über ein Stahldrahtseil in Handarbeit verankert. Der Naturstein wird mit Lastkraftwagen antransportiert und mit einem Bagger in die Sohle der Ems eingebaut.
Weiterhin können vorh. Baumstubben auf die Emssohle eingebracht werden.
Fällt man die Bäume örtlich derartig, dass Totholz ohne Baumstubben entsteht, ergibt sich folgende Einbauvariante mit Teileinbau in die Böschung.
Variante:
Prinzipdarstellung: Einbringen von Totholz mit Teileinbau in Gewässerböschung.
Variante:
Prinzipdarstellung: Einbringen von Totholz zur Laufstabilisierung.
Bäume werden im Bereich einer Bucht aufgeschichtet. Hierdurch kann eine Böschungsstabilisierung an Prallhängen bei gleichzeitiger Erhöhung der Strömungsvielfalt in Abschnitten geschaffen werden, bei denen keine voranschreitende Laufmigration der Ems wegen eingeschränkter Platzverhältnisse zugelassen werden kann.